Beschreibung
Das Haus Daßmann an der Borghofstraße 19 ist tief mit der Geschichte des Dorfes Holthausen im Münsterland verwurzelt. Seine Ursprünge lassen sich bis in die Zeit um 1750 zurückverfolgen, wobei vermutet wird, dass es noch ältere bauliche Wurzeln gibt. Möglicherweise diente es früher sogar als Burgschmiede der nahegelegenen Burganlage. Hinweise darauf geben ein gefundener Brunnen im Keller sowie historische Vermutungen zum ursprünglichen Eingangsbereich am Nordgiebel.
Das ursprüngliche Haus war vermutlich eingeschossig. Der erste namentlich bekannte Besitzer in Holthausen war Johann Heinrich Janning, geboren 1771 in Laer. Später heiratete sein Sohn Bernard Anton Janning im Jahr 1838 Maria Elisabeth Fark aus Nordwalde. Durch Kauf über den Studienfonds gelangte das Haus in den Besitz der Familie Janning.
In der Folgezeit wurde das Haus mehrfach umgebaut. Der vor 1821 entstandene Fachwerkbau erhielt zwei zusätzliche Hausachsen sowie ein aufgestocktes Obergeschoss.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Haus nicht nur Wohnhaus, sondern auch dörflicher Mittelpunkt. Im großen Schankraum (Raum 1) mit Sandsteinplatten aus Baumberger Material fanden sich Dorfbewohner und Gäste ein. Die Raumdecke bestand aus starken Geschossbalken, darüber der Bohlenbelag des Obergeschosses. Samstags wurde der Boden gescheuert und mit hellem Sand bestreut. Eine Verkaufstheke bot Lebensmittel, Gewürze und Haushaltswaren an. In einem angrenzenden Raum befand sich die Gaststube (Raum 2), der einzige unterkellerte Raum. Hier befand sich die Bierzapfanlage mit Marmortafel, Zapfhähnen und Fasslagerung. Das Haus hatte damals keinen Kühlschrank – der Keller war der Kühlschrank.
Das Herdfeuer war Mittelpunkt des Alltags, daneben lag die Küche von Tante Agnes. Im Obergeschoss nutzte die große Familie Janning-Schulze Osterhoff die Räume als Schlafgemächer. Ein Raum an der Südwestecke diente als Lager für Lebensmittel und Gewürze, deren Duft bis heute in Erinnerung geblieben ist.
Seit 1889 beherbergte das Haus auch die Postagentur Holthausen mit Zustellung in umliegende Bauerschaften und einem eigenen Postkutschendienst. Zwei Kutschen – eine gelbe für vier, eine blaue für acht Personen – verbanden Holthausen mit dem Bahnhof Horstmar.
Ein besonderes Detail ist die bis heute erhaltene Sakramentsnische mit einer Holzfigur des heiligen Johannes. Die um 1750 datierte Skulptur wurde mehrfach gestohlen und wieder aufgefunden. In mühsamer Arbeit wurde sie restauriert und fachlich durch den Museumsdirektor Dr. Segschneider als kunsthistorisch bedeutsam eingestuft.
1984 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Zwei Jahre später begannen Heribert und Tina Daßmann mit der behutsamen Sanierung. Historisches Fachwerk wurde freigelegt, die Gefache mit alten Ziegeln neu ausgemauert. Innen kamen moderne Materialien zum Einsatz, um heutigen Wohnkomfort zu ermöglichen. Das äußerlich historische Erscheinungsbild blieb erhalten.
Das Haus Daßmann ist weit mehr als ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus. Es ist lebendige Heimatgeschichte, ein Erinnerungsort an dörfliches Leben, Handwerk, Glauben und Gemeinschaft. Ein echtes Schmuckstück im Herzen Holthausens.